Vor 175 Jahren – die erste Briefmarke in Leer
Vor genau 175 Jahren, am 30. November 1850, erschien im Königreich Hannover und damit auch in Leer die erste Briefmarke. Es war eine Briefmarkezu einem Gutegroschen, gedruckt in schwarz auf graublauem Papier. Die Währung war damals 1 Taler = 24 Gutegroschen, 1 Gutegroschen = 12 Pfennige.
Damit auch in Ostfriesland alle Einwohner Kenntnis von dieser Neuerung erhielten wurde im Amtsblatt für die Provinz Ostfriesland vom 30. November 1850 folgendes bekanntgemacht:
Ein Gutegroschen war die Gebühr für einen Brief bis zu einem Loth im ganzen Königreich Hannover. Für die meisten Briefe bedeutete dies eine Gebührensenkung, aber nicht für alle. So war für den folgenden Brief vom 21. Februar 1851 nach Hesel ein Gutegroschen zu zahlen, vor 1850 wäre es bei einer Entfernung bis zwei Meilen (ca. 15 km) nur ein halber Gutegroschen gewesen, wie bei dem Brief nach Weener aus dem Jahre 1841.
Dagegen war der Brief vom 23. Dezember 1850 nach Esens mit einem Gutegroschen jetzt günstiger, am 2. April 1840 kostete ein einfacher Brief nach Esens bis ein Loth noch einen Gutegroschen und 6 Pfennige. Je weiter die Entfernung war, umso mehr konnte der Absender jetzt einsparen, für einen Brief von Leer nach Göttingen bei einer Entfernung zwischen 48 und 54 Meilen immerhin vier Gutegroschen für einen einfachen Brief.
Die Briefmarke zu einem Gutegroschen war die einzige, die am 30. November 1850 in Hannover an die Postschalter kam. Damit ist sie die erste nordwestdeutsche Briefmarke. Weitere Briefmarken erschienen im Königreich Hannover erst im Juli 1851, neben der Inlandsmarke auf grünem Papier jetzt drei Briefmarken mit Wertangabe in Silbergroschen für Sendungen in Länder des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Dabei kam es wegen der Währungsunterschiede zu dem Kuriosum, dass einfache Briefe in Nachbarländer wie Oldenburg billiger sein konnten als Inlandsbriefe. Einfache Briefe in Staaten des Postvereins kosteten bei einer Entfernung bis 10 Meilen (rund 75 km) einen Silbergroschen, das waren rund 10 (genau 9,6) hannoversche Pfennige, während ein Gutegroschen 12 Pfennige zählte.
So kostete dieser Brief vom 28. Juli 1855 nach Jever im Großherzogtum Oldenburg nur 10 Pfennige, während der Brief in das etwa gleich weit entfernte Esens 12 Pfennige kostete.






