Unsere Vereinsgeschichte
Aus der Vereinsgeschichte:
Am 8. Oktober 1884 wurde in Leer der Leerer-Briefmarken-Sammler-Verein gegründet. Gegründet wurde er von Briefmarkensammlern für Briefmarkensammler. Ganz exotisch war das Sammeln von Briefmarken damals schon nicht mehr, aber viele hielten es immer noch für eine Spielerei von Kindern. In Leer waren es damals durchaus gestandene Männer, die den Leerer Briefmarken-Sammler-Verein gründeten.
Zunächst wird diese Vereinsgründung durch das Statut (heute würden wir Satzung sagen) dokumentiert, das der neue Verein damals drucken ließ.
Vorsitzender war der Drucker und Verleger Eggo Gerhard Zopfs, Schriftführer und Kassierer der Apotheker L. Loets. Eggo G. Zopfs war Mitinhaber der Druckerei D. H. Zopfs und Sohn. Dort erschien seit 1848 das „Leerer Anzeigeblatt“, und auch das Statut des neuen Vereins wird dort gedruckt worden sein.
Die Gründung eines Vereins in Leer wurde auch in der Fachpresse bekanntgemacht. In der Nr. 22 des Illustrirten Briefmarken-Journals vom 22. November 1884 war folgendes zu lesen:
„Vereinsleben. In Leer in Ostfriesland constituirte sich jüngst ein „Briefmarken-Sammler-Verein“, der uns seine Statuten übermittelte. Der Vorstand besteht aus den Herren E. G. Zopfs und Apotheker Loerts.“
Und ab 1885 war das Illustrirte Briefmarken-Journal auch Vereins-Organ des Briefmarken-Sammler-Vereins zu Leer. Bis 1891 wurde der Verein noch im Illustrierten Briefmarkenjournal erwähnt, danach verlieren sich die Spuren etwas.
Schon bald wurde Zopfs von Emil Goeze, einem Geschäftsmann aus Leer, abgelöst. Der neue Vereinsvorsitzende Goeze war ein rühriger und bekannter Unternehmer: er hatte eines der ersten Autos, die erste Autowerkstatt und war der erste Fahrlehrer in Leer. Als er anfing, Briefmarken zu sammeln, versuchte er sich auch als Briefmarkenhändler. Er hatte z.B. einen Freund in Yokohama, von dem er japanische Briefmarken erhielt, die er dann europäischen Händlern anbot, nicht immer mit Erfolg. Ein Händler aus Kopenhagen, dem er größere Mengen der japanischen Marken anbot, antwortete 1890 lapidar „zu theuer!“. Für die Mitglieder des Leerer-Briefmarken-Sammler-Vereins waren die weltweiten Verbindungen ihres neuen Vorsitzenden durchaus von Vorteil, konnte er ihnen doch Auswahlsendungen aus London, Rumänien oder der Schweiz besorgen. Davon zeugt frühe Korrespondenz des Vereins, die erhalten blieb und kürzlich wieder auftauchte.
So erhielt der Verein mit diesem eingeschriebenen Brief vom 5. Januar 1887 von dem Briefmarkenhändler Theodor Buhl aus London vier Auswahlbogen mit Briefmarken. Auf dem Begleitschreiben ist vermerkt, welche Vereinsmitglieder für wieviel Geld Marken entnommen haben.
Der damalige Schriftführer des Vereins, Georg Böttcher hatte ebenfalls Kontakt zu diesem Händler in London. Im August 1885 versuchte er mit einer Postkarte mit bezahlter Antwort, den Preis für eine Briefmarkensendung auf 30 Mark herunterzuhandeln. Der Händler teilte ihm auf der Antwortkarte mit, dass er mindestens 33 Mark für die Briefmarken haben müsse, 1885 war das viel Geld. Nicht überliefert ist, ob das Geschäft zustande kam. Dieses Beispiel zeigt aber, wie mühsam es vor 130 Jahren war, seine Sammlung mit interessanten Marken zu ergänzen. In Zeiten des Internets ist das viel einfacher geworden, per Mail können Preisverhandlungen rund um den Globus fast in Echtzeit geführt werden.
Seit 1938 nannte sich der Verein Briefmarkensammler-Verein „Frisia“ Leer, unter diesem Namen wurde er auch nach einer kriegsbedingten Pause im 2. Weltkrieg ab 1948 wieder aktiv. 1966 gab er sich den Namen „Verein der Briefmarkenfreunde Leer“.
In der Folgezeit wurden zahlreiche Briefmarkenschauen und Briefmarkenausstellungen durchgeführt. Die erste Leeraner Ausstellung gab es 1978, es folgten 1981 eine Jugend-Briefmarkenausstellung, 1985 und 1994 Landesverbandsausstellungen und regelmäßig Briefmarken-schauen auf der Ostfrieslandschau, in der Sparkasse und im Heimatmuseum.
Eine über Deutschland hinausreichende Bedeutung hatte die Vierländerausstellung „Quadronale LEER`90“ kurz vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Juni 1990, an der sich die Philatelistenverbände der Bundesrepublik, der DDR, der Niederlande und der UdSSR beteiligten. Zu dieser Ausstellung gab es auch eine Sonderganzsache mit eingedruckter Europamarke, das erste Postwertzeichen für Leer. Weil die Ganzsache am gleichen Tag wie die eingedruckte Europamarke erschien, war es auch die erste Ganzsache mit einem Ersttagsstempel.
Auch sonst war und ist der Verein der Briefmarkenfreunde Leer aktiv. So beteiligte er sich zum Jubiläum „500 Jahre Gallimarkt“ 2008 am Festumzug mit einer vierspännigen Postkutsche. Mitglieder des Vereins hatten sich für den Festumzug gekleidet, wie es zur Postkutschenzeit üblich war. Während des Gallimarktes wurden auch Kutschfahrten durch die Stadt durchgeführt. Zu diesem besonderen Jubiläum gab der Bundesfinanzminister die erste Sondermarke für Leer heraus.
Seit fast 50 Jahren führt der Verein der Briefmarkenfreunde Leer den Deutsch-Niederländischen Tauschtag durch. Jahrzehntelang fand dieser beliebte Tauschtag im Dorfgemeinschaftshaus Bingum statt, bis dieser nach einem Umbau zu klein wurde. Nach einem vorübergehenden Umzug in Gemeinschaftsanlage Jemgum findet der Deutsch-Niederländische Tauschtag seit 2020 am letzten Samstag im März und im September in der Waldhalle in Hesel statt. Dort veranstalten die Briefmarkenfreunde Leer seit 2019 in Kooperation mit zahlreichen Nachbarvereinen am Himmelfahrtstag auch die Nordwestdeutsche Sammler-Börse. Oft gibt es zu diesen Veranstaltungen auch Sonderstempel der Deutschen Post.
Diese Aktivitäten sind nur möglich, weil sich viele Mitglieder aktiv an den Veranstaltungen beteiligen.