Aus der Postgeschichte der Stadt Leer/Ostfriesland – Ein Trauerbrief von Loga nach Regensburg
Der älteste Brief aus der Sammlung über die Postgeschichte der Stadt Leer/Ostfriesland ist ein Trauerbrief vom 16. Januar 1749 von der Evenburg in dem kleinen Ort Loga nach Regensburg. Da es in Loga kein Postamt gab, musste der Brief in Leer aufgegeben werden. Hier gab es seit 1746 ein königlich-preußisches Postamt. Absender war Anton Franz von Wedel, Erbherr auf Evenburg und der Herrlichkeit Gödens, Sohn des dänischen Generals Erhard Friedrich von Wedel-Jarlsberg. Bei der Übernahme Ostfrieslands durch Preußen 1744 wurde von Wedel preußischer Kammerherr und Kriegsrat. 1776 wurde er in den preußischen Grafenstand aufgenommen, ab 1784 bis zu seinem Tode 1788 war er zudem Präsident der ostfriesischen Stände.
Empfänger des Briefes war Freiherr von Wallbrunn, Geheimrat und Minister des Herzogs von Württemberg und Herr der ostfriesischen Herrlichkeiten Petkum nahe Emden und Dornum nahe Norden. Diese Herrlichkeiten hatte der württembergische Freiherr wohl durch Heirat erworben, sie waren nicht sehr bedeutend und hatten zu der Zeit nur rund 600 bzw. 1200 Einwohner. Aber von Wallbrunn gehörte damit zur ostfriesischen Ritterschaft und war ein Standesgenosse von Wedels.
1749 hielt sich der württembergische Geheimrat und Minister in der freien Reichsstadt Regensburg auf. Vermutlich war er dort württembergischer Gesandter am immerwährenden Reichstag, der von 1663 bis 1806 in Regensburg tagte, denn dieser wird in der französischen Anschrift erwähnt. Postalische Vermerke trägt der Brief nicht, aber das war zu der Zeit auch nicht üblich. Dennoch kann der Brief nur mit der Post befördert worden sein, der Absender wird kaum einen eigenen Boten quer durch Deutschland geschickt haben. Auch wenn er Erbherr auf Evenburg und preußischer Kriegsrat war, verfügte er sicher nicht über so viel Personal. Üblicherweise wurde die preußische Post damals über Oldenburg und Bremen befördert. In Bremen gab es ein Postamt der Reichspost der Fürsten von Thurn und Taxis, ebenso in Regensburg, wo sogar ein Fürst von Thurn und Taxis kaiserlicher Prinzipalkommissar des Reichstags war. Bemerkenswert ist, dass auf der Briefvorderseite kein Gebührenvermerk zu finden ist. Offenbar genoss der Absender wegen seiner Stellung im preußischen Königreich Portofreiheit, und der Empfänger als Geheimrat und Minister des Herzogs von Württemberg ebenso.
Der Grund des Briefes war ein trauriger. Anton Franz von Wedel teilte dem Freiherrn von Wallbrunn mit, dass seine Ehefrau Eliesabet, geborene von Pollmann, am 13. Januar 1749 um 8 Uhr im Alter von 34 Jahren verstarb und 4 Kinder hinterließ. Auch die Todesursache wurde angegeben, seine Frau starb an den Blattern (Pocken). Eine Pockenschutzimpfung gab es damals noch nicht, erstmals wurde sie 20 Jahre später in England erprobt, erst im 19. Jahrhundert setzte sie sich in Europa durch. Aufgrund umfassender weltweiter Impfprogramme gelten die Pocken seit fast 50 Jahren als ausgestorben. Der Trauerbrief war in deutscher Sprache abgefasst und überwiegend gedruckt, lies aber auch Raum für handschriftliche Einfügungen, um den Empfänger persönlich anzusprechen. Außen trug er als Zeichen der Trauer ein schwarzes Lacksiegel.