Vom Entwurf zur fertigen Briefmarke – am Beispiel Waldbrandverhütung
Waldbrände sind in Deutschland nicht erst heute ein Problem, wo die Sommer durch den Klimawandel immer trockener werden. Auch in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts waren die Wälder oft vom Feuer bedroht. Grund genug für das Bundespostministerium, für 1958 eine Sondermarke zur Waldbrandverhütung zu planen. Zu den Künstlern, die zur Abgabe von Entwürfen aufgefordert wurden, gehörte auch Professor Herbert Kern (1912 bis 1998). Er fertigte gleich drei Entwürfe an. Anders als heute, wo die Briefmarkenentwürfe am Computer entstehen, wurden sie damals noch mit der Hand gezeichnet und sind deshalb einmalige Kunstwerke. Zwei davon, die nicht realisiert wurden, werden hier gezeigt. Sie wurden aus dem Nachlass 2020 beim Auktionshaus Schlegel versteigert und befinden sich heute in der Feuerwehrsammlung eines Vereinsmitglieds.
In der Bundesrepublik war es üblich, dass das Bundespostministerium nur den Entwurf ankaufte, der tatsächlich verwirklicht wurde. Weitere eingereichte Entwürfe wurden den Künstlern zurückgegeben. Vorher wurden davon für das Archiv der Post aber Fotos gemacht. Dieses Fotoarchiv wurde vor Jahren von der Post aufgegeben, die gesammelten Fotos, es müssen tausende gewesen sein, wurden einem Entsorger übergeben. Dieser merkte, dass sich die Fotos zu Geld machen lassen und brachte sie auf den philatelistischen Markt. Noch heute findet man die Fotos oft auf Internet-Verkaufsplattformen, wo sie als Fotoessays angeboten werden. Die zu den beiden Entwürfen passenden Fotoessays wurden von einem Händler aus Südkorea angeboten.
Im Kunstbeirat, der das Bundespostministerium (jetzt das Bundesfinanzministerium) bei der Auswahl der Markenentwürfe berät, wurde der zweite Entwurf von Kern mit den von Flammen umgebenen Bäumen zur Verwirklichung vorgeschlagen. Bundespostminister Stücklen und Landwirtschaftsminister Lübke (der spätere Bundespräsident) waren aber mehr für einen ebenfalls von Kern stammenden naturalistischen Entwurf, der verkohlte Baumstämme nach einem Waldbrand zeigt. Dieser Entwurf wurde dann auch verwirklicht, die Originalzeichnung wird sich noch im Postarchiv befinden. Am 5. März 1958 kamen die Marken zur Waldbrandverhütung an die Postschalter, auch eine Marke in französischer Währung für das Saarland. Das Saarland stand bis 1956 unter französischer Oberhoheit und wurde erst nach einer Volksbefragung ab 1. Januar 1957 als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland angegliedert. Bis Juli 1959 galt hier noch die französische Frankenwährung, deshalb gab die Bundespost besondere Marken für das neue Bundesland heraus.
Einem der Originalentwürfe lag auch der Schriftverkehr mit dem Bundespostministerium zu dieser Ausgabe bei. Aus dem Auftrag vom 4. Februar 1957 erfährt man, dass neben Professor Kern auch noch die Grafiker Müller und Blase aus Bonn beteiligt waren. Verlangt wurde ein Entwurf für eine Sondermarke mit Wert 20 Pfennig in der Grundfarbe rot. Die Gestaltung des Motivs unter dem Motto „Verhütet Waldbrände“ blieb freigestellt. Für den erfüllten Auftrag wurde ein Honorar von 500 DM gewährt. Die auszuführende Arbeit wurde mit 2000 DM angekauft.